Am Donnerstag, den 19. März 2020; ist der Artikel „Abschied unter offenem Himmel“ in der Leine Zeitung erschienen. Pastor Christian-Peter Schmidt und Bernd Henschel berichten über den Umgang mit Trauerfeiern mit dem Coronavirus.
Artikel „Abschied unter offenem Himmel“
Abschied unter offenem Himmel
Kapellen bleiben bei Trauerfeiern wegen Corona geschlossen / Zahl der Trauergäste wird begrenzt
Von Gerko Naumann und Markus Holz
Garbsen. Abschied nehmen nur noch unter offenem Himmel: Die Verbreitung des Coronavirus hat Auswirkungen auf Trauerfeiern. Hannover und Seelze haben Abschiedsfeiern in den Friedhofskapellen schon untersagt. Garbsen wird ähnlich entscheiden. Was bedeutet das für Seelsorger und die Bestattungsunternehmen?
„Beim Ablauf der Trauerfeiern auf den Friedhöfen wird es massive Einschränkungen geben“, sagt Pastor Peter-Christian Schmidt von der Kirchengemeinde Alt-Garbsen. Er begleitet pro Jahr etwa 40 Beisetzungen und hat erst am Mittwoch neue Anweisungen von der Landeskirche bekommen, was erlaubt und was ab sofort verboten ist.
Feiern werden nachgeholt
Schon die Zahl der Gäste einer Trauerfeier wird auf maximal zehn beschränkt, sagt Schmidt. Und die Gäste dürfen sich eben nur unter freiem Himmel treffen, die Kapellen sind tabu. Der Pastor weiß, was für eine dramatische Einschränkung das für viele Angehörige ist. Deshalb macht er Betroffenen jetzt schon Mut für die Zukunft: „Wir werden auf jeden Fall anbieten, größere Trauerfeiern nach der Kriese nachzuholen“, sagt Schmidt. Sein wichtigstes Bestreben sei es aktuell, die Termine trotz Widrigkeiten innerhalb der geltenden Regeln „so würdig wie möglich zu gestalten“.
Grundsätzlich sieht sich Schmidt als Pastor mit der größtmöglichen Einschränkung konfrontiert, die er sich vor der Krise hätte ausmalen können. „Ich kann nicht bei den Menschen sein. Dabei ist genau das unsere ureigenste Aufgabe“, sagt er. Seelsorge betreibt Schmidt weiterhin – nun eben per Telefon oder bei einem Spaziergang mit Abstand zueinander. „Das tut mir in der Seele weh, aber die Gesundheit der Allgemeinheit geht vor.“
Das tut mir in der Seele weh, aber die Gesundheit der Allgemeinheit geht vor.
Peter-Christian Schmidt, Pastor der Kirchengemeinde Alt-Garbsen
Garbsens größtes Bestattungsunternehmen hat sich seine Regularien bis Dienstag selbst zusammengestellt. „Es kommen stündlich neue Informationen vom Verband, von Ministerien, der Region und den Kommunen“, sagt Inhaber Bernd Henschel.
Neue Regeln für Bestatter
Klar ist seit Anfang der Woche: Er darf zum Beispiel in Hannover und auf den kirchlichen Friedhöfen Osterwald und Altgarbsen keine Friedhofskapellen mehr nutzen. Garbsen hat am Dienstagabend reagiert und Einschränkungen erlassen. Alles andere sind bisher Empfehlungen. Henschels packen sich ihr Vorsichtspaket weitgehend selbst.
Sie bitten trauernde Familien, zu Bestattungen nur den engsten Kreis einzuladen. „In Tirol darf nur noch eine Person den Sarg zum Grab begleiten, so weit sind wir hier noch nicht“, sagt Henschel, „aber je kleiner der Kreis, desto geringer das Risiko.“ Bisher hätten Angehörige das sehr gut verstanden, manche begrüßten die Vorsichtsmaßnahmen ausdrücklich. In einer Familie habe er gehört: “ Der Verstorbene hätte nicht gewollt, dass wir uns hier bei der Beerdigung anstecken.“ Henschel hat die eigene Trauerhalle im Firmengebäude geschlossen. Der Normalfall auf den Friedhöfen wird jetzt so aussehen: Die Angehörigen werden vor der Friedhofskapelle empfangen und schließen sich dem Weg des Sarges oder der Urne bis zum Grab an.
Die Szene am Grab kann von Blumendekorationen oder Kränzen umrahmt sein, aber sicher nicht so üppig und stimmungsvoll wie in der Kapelle. Die Zeremonien werden deutlich kürzer. Eine seelsorgerliche Andacht wird am Grab gehalten werden. Vom Kondolieren und Umarmen sollte Abstand genommen werden. Im eigenen Betrieb hat Henschel drei Mitarbeiter nach Hause geschickt. Sie sind die „Reserve“, falls andere Mitarbeiter ausfallen sollten. Hygieneregeln sind so umfassend wie nie. Hinterbliebene werden gebeten, auf persönliche Beratungsgespräche im Hause vorerst zu verzichten und auf Telefon und E-Mail auszuweichen. „Das ist für die meisten Angehörigen vielleicht ungewohnt, es ist im Moment aber für uns alle sicherer. Sterbeurkunden schicken wir per Post, dafür muss niemand hierher kommen“, sagt Henschel.
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Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Bestattungen. Ich habe das Glück noch niemanden bestattet haben zu müssen. Es ist schade, dass Seelsorge nur noch am Telefon möglich ist.
Zum Glück ist die Seelsorge jetzt wieder persönlich möglich.
Wir freuen uns über diese Besserung.
Viele Grüße
Björn Henschel